Onkologie » Hämatoonkologie » Leukämien und MDS

»

Sollen MDS-Patienten vor einer allogenen Stammzelltransplantation therapiert werden?

Mikroskopische Ansicht abnormaler Knochenmarkszellen mit unreifen Blasten, Kernanomalien und dysplastischen Merkmalen, die für das myelodysplastische Syndrom, eine Blutkrebserkrankung, charakteristisch sind

Sollen MDS-Patienten vor einer allogenen Stammzelltransplantation therapiert werden?

Fachartikel

Onkologie

Hämatoonkologie

Leukämien und MDS

mgo medizin

mgo medizin

Autor

3 MIN

Erschienen in: onkologie heute

Die risikoadaptierte Therapie des MDS ist entscheidend für den Therapieerfolg. Aktuelle Studien zeigen, dass eine Vorbehandlung mit Chemotherapie oder HMA vor Stammzelltransplantation keinen klaren Vorteil bietet und sogar nachteilig sein kann. Eine frühzeitige Transplantation ohne Vorbehandlung könnte für Hochrisiko-Patienten die bessere Strategie sein.

Risikoadaptierte Therapie des MDS

Das Myelodysplastische Syndrom (MDS) ist ein sehr heterogenes Krankheitsbild, das von einer einfachen, nicht-transfusionspflichtigen Anämie bis hin zu einem schweren Krankheitsbild mit Blastenvermehrung und komplexem Karyotyp reicht. Um die Beratung der Patienten zu erleichtern und eine gezielte Therapieplanung zu ermöglichen, wurden verschiedene Prognose-Scores erarbeitet. Einer der gebräuchlichsten Scores ist der IPSS-R, der neben der Blastenzahl und dem Ausmaß der Zytopenien vor allem auf fünf genetische Risikokategorien aufbaut [1]. Schon länger ist bekannt, dass der IPSS-RScore das Ergebnis nach einer allogenen Stammzelltransplantation beeinflusst, sowohl wenn man ihn bei der Erstdiagnose oder erst unmittelbar vor der Transplantation bestimmt [2, 3]. Dies würde nahelegen, Patienten am besten mit Niedrig-Risiko-MDS zu transplantieren. Allerdings sind dies Patienten, die auch ohne Transplantation die beste Prognose haben, und daher die transplantationsbezogene Morbidität und Mortalität gegen eine frühe Transplantation sprechen. Daher wird die Indikation zur Transplantation in der Regel bei höheren IPSS-R-Scores gestellt, und dann drängt sich natürlich der Gedanke auf, durch eine vorgelagerte Therapie das MDS-Risikoprofil vor einer Transplantation abzusenken, z. B. durch Reduktion des Blastenanteils im Knochenmark.

Dieses Konzept wird seit langem bei der akuten myeloischen Leukämie (AML) verfolgt, wo durch eine Induktionschemotherapie z. B. 7+3 eine komplette Remission vor der Stammzelltransplantation (SZT) anSollen MDS-Patienten vor einer allogenen Stammzelltransplantation therapiert werdenC. Scheid1–3 1 Klinik I für Innere Medizin, Universitätsklinikum Köln, Köln 2 Centrum für integrierte Onkologie (CIO) Aachen Bonn Köln Düsseldorf 3 Nationales Centrum für Tumorerkrankungen, Standort NCT-West Essen / Köln Die risikoadaptierte Therapie des MDS ist entscheidend für den Therapieerfolg. Aktuelle Studien zeigen, dass eine Vorbehandlung mit Chemotherapie oder HMA vor Stammzelltransplantation keinen klaren Vorteil bietet und sogar nachteilig sein kann. Eine frühzeitige Transplantation ohne Vorbehandlung könnte für Hochrisiko-Patienten die bessere Strategie sein. © Caitlin – Adobe Stock (generiert mit KI) MDS 37 onkologie heute 01-02/2025 gestrebt wird. Allerdings wurde kürzlich durch die Ergebnisse der prospektiven ASAP-Studie die Bedeutung der Remission vor Transplantation zumindest in der refraktären/rezidivierten AML sehr in Frage gestellt [4]. Dabei wurden die Patienten in einem randomisierten Vergleich entweder ohne oder mit allenfalls niedrig-dosierter Chemotherapie behandelt und baldmöglichst transplantiert oder erst durch eine Re-Induktion mit hochdosiertem Cytarabin nach dem HAM-Schema therapiert und danach transplantiert. Das Überleben nach Transplantation war auch bei längerer Nachbeobachtung völlig identisch, unabhängig davon, ob eine intensive Chemotherapie verabreicht wurde oder nicht [5].

Vollständiger Artikel

Bilderquelle: © Caitlin_generiert mit KI – stock.adobe.com

Weitere Beiträge zu diesem Thema

Darstellung eines hämatologischen Testergebnisses mit Fokus auf Multiple Myelom.

Gesteigerte Infektionsneigung nach Immuntherapie beim Multiplen Myelom

Fachartikel

Innovative Immuntherapien haben die Behandlung des Multiplen Myeloms revolutioniert, erhöhen aber das Risiko schwerer Infektionen. Der Beitrag zeigt, wie moderne Therapien wirken und gibt kompakte Empfehlungen zur Infektionsprävention und -behandlung in der klinischen Praxis.

Onkologie

Hämatoonkologie

Multiples Myelom

Beitrag lesen
Darstellung einer molekularen Struktur, die die Wirkweise eines VEGFR-Hemmers symbolisiert.

Fruquintinib bietet Tumorkontrolle und mehr gute Lebenszeit

Pharmaservice

Fruquintinib, ein VEGFR-Hemmer, verlängert das Überleben bei stark vortherapiertem kolorektalem Karzinom. Die FRESCO-2-Studie zeigt 68 % geringeres Sterberisiko und handhabbare Nebenwirkungen.

Onkologie

Gastrointestinale Tumoren

Darmkrebs

Beitrag lesen
Zwei Wissenschaftlerinnen im Labor arbeiten mit einem Mikroskop, um Gewebeproben für die Brustkrebsdiagnostik zu analysieren.

Brustkrebsdiagnostik: Hohe Standards in der Pathologie

News

Die Pathologie sichert die Qualität der Brustkrebsdiagnostik durch Standards wie Ringversuche und Tumorboards. Vorfälle wie in Bremen zeigen die Bedeutung klarer und strukturierter Maßnahmen.

Onkologie

Gynäkologische Tumoren

Mammakarzinom

Beitrag lesen